Mittwoch, 13. Mai 2015

13.05.: Ouezzane

So, ich schreibe noch mal offline, obwohl ich heute Hoffnung hatte, es mit dem Internet endlich gebacken zu kriegen.

Zuerst gelang es mir, eine Telefonier-Simcard zu besorgen. Ein "Helfer", der meine Frage nach einem Maroc-Telecom-Laden zu seiner persönlichen Mission machte, führte mich zu einem Kiosk, wo tatsächlich Simcards frisch verkauft wurden, aber leider nix fürs Internet. Der Helfer fragte nach der Aktion natürlich prompt nach einem "Souvenir" und ob ich nicht seine Adresse möchte (non merci), und als ich gerade wegfahren wollte, klopfte er noch mal an die Scheibe und wollte mich zu einem Tee einladen (non plus). Sowas nervt dann schon wieder, aber ich habe es in Afrika immer wieder ähnlich erlebt, z.T. noch viel dreister.
Auch gerade eben hat der Rezeptionist vom Campingplatz ganz beiläufig nach meinem Ehemann gefragt, sodass ich schnell einen erfunden habe, der aber leider zuhause arbeiten muss, und dann war er ganz enttäuscht "ah, vous êtes mariée". Richtig, bei mir ist also nix zu holen.




Ich bin jedenfalls seit mittags im "Motel Rif" bei Ouezzane, und nachdem ich in der Hitze tagsüber alle Viere von mir gestreckt hab und immer nur mal nach gegenüber zur Dusche geschlurft bin, um mich mit kaltem Wasser zu besprenkeln, habe ich am späten Nachmittag eine Fahrt in die Stadt gemacht und bin durch die Gassen gebummelt. Ich glaub, ich war die einzige Frau in ganz Ouezzane, die sich in ein Café gesetzt und Pfefferminztee getrunken hat.
Es war schon auffällig, dass all die Teehäuser und Cafés gut besetzt waren, aber ausschließlich mit Männern (ich hab dann echt drauf geachtet). Was mir angenehm auffiel, waren die vielen - jüngeren - Frauen, die recht europäisch gekleidet waren: ohne Kopftuch, mit Leggings und T-Shirt, eine sogar ganz verwegen im ärmellosen Top. Oft auch Mischformen, also enge Kleidung plus Kopftuch oder auch langes wallendes Gewand und aber kein Kopftuch. Und zwei ältere Jungs mit Punkfrisur. Nur sehr wenige autofahrende Frauen.


Diese Strohhüte mit bunten Pompoms sind hier voll der Renner, das tragen die Leute haufenweise!



Ich habe übrigens keine Ahnung, ob das die Medina war, aber es waren so viele enge verwinkelte steile Gassen mit schmalsten Werkstätten links und rechts, dass es schon passen würde.

Immer wieder werde ich angesprochen, mal von Mädchen in Gruppen, die "Bonjour Madame" rufen und laut kichern, wenn ich zurückgrüße - oder halbstarke Jungs, die mir Anzüglichkeiten hinterherrufen oder mir "unabsichtlich" in den Weg laufen und dabei wohl wirklich denken, ich bemerke nicht die Blicke, die sie dabei mit ihren Kumpels austauschen. Gekichert wird am Ende dann genauso. Mann mann mann.

Insgesamt ist Ouezzane aber echt angenehm; ich habe mich frei bewegen können ohne wirkliche Belästigungen oder Aufdringlichkeiten. Es wollte mir auch keiner was verkaufen, mich herumführen oder sonstwie an mir verdienen

Zufällig entdeckte ich ein "Maroc Telecom"-Schild, und da gab es tatsächlich Simcards für Internet. Ich habe aber vergessen zu fragen, welchen APN (Zugangspunkt) ich wählen muss; ohne den kann ich die Karte leider weder im Telefon noch im Surfstick (Laptop) benutzen.
Ich habe schon an der Rezeption gefragt, der wusste nicht, was ich meine, war aber so nett, seinen Surfstick mal an mein Laptop anzuschließen, sodass ich mich durch das französische Menü durchgesucht hab und wirklich seine APN gefunden habe - allerdings gilt die für postpayée, also für Vertragskarten.
Bei meiner prepaid-Karte klappt es damit jedenfalls nicht, oder es gibt noch eine andere Ursache. Habe mit diesem Problem jetzt schon Stunden verbracht, darüber auch das Abendbrot völlig vergessen, und kümmer mich morgen weiter darum.